Am 16. August wird weltweit der 34 ermordeten südafrikanischen Bergleute gedacht, die vor 10 Jahren vor den Toren des damaligen Lonmin-Bergwerks Marikana von der südafrikanischen Polizei erschossen wurden, um deren Streik für existenzsichernde Löhne und menschenwürdige Lebensbedingungen zu beenden. Am 10. Jahrestag des Massakers sind immer noch Minenarbeiter inhaftiert und viele Hinterbliebene und Überlebende warten weiterhin auf die zugesagte Entschädigung und auf eine offizielle Entschuldigung der Verantwortlichen. In Südafrika finden in Johannesburg, Kapstadt und an anderen Orten Veranstaltungen zum Gedenken an das Massaker statt.
„Die Situation der Menschen in Marikana hat sich in den vergangenen zehn Jahren so gut wie nicht geändert“, berichtet Thumeka Magwangqana von der Frauengruppe Sinethemba aus Marikana. „Wie alle Bergbau-Gemeinden leiden die umliegenden Gemeinschaften der Platin-Mine überproportional unter Tuberkulose und Silikose als Folgen des Platinabbaus. Ihre Versorgung mit adäquaten Häusern, Elektrizität, Wasser- und Abwassersystemen bleibt besorgniserregend. Selbst die Gehälter derer, die in der Mine arbeiten, bleiben, wenn man die Inflation berücksichtigt, auf dem Niveau von 2012.“
Der anglikanische Bischof, Dr. Johannes Seoka, der sich jahrzehntelang für die Rechte der Arbeiter in der Bergbauindustrie eingesetzt hatte, war am 16. August 2012 nach Marikana gefahren, um die sich anbahnende Katastrophe zu verhindern und zwischen den streikenden Bergleuten und dem Lonmin-Management zu vermitteln – vergeblich. „Es bestand kein Zweifel daran, dass sowohl Lonmin als auch die Polizei eine harte Linie gegenüber den Streikenden verfolgten, die sie als ´Kriminelle und Mörder´ bezeichneten“, erinnert sich Seoka in seinem anlässlich des 10. Jahrestags des Massakers veröffentlichten Buch „Marikana – eine offene Wunde“. Seoka verlangt, dass alle damals Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden: „Es ist ein Skandal, dass zehn Jahre nach dem Massaker immer noch nichts passiert ist.“
Das Geschäft mit Platin läuft weiter und boomt. Nutzniesser ist jetzt der Bergbaukonzern Sibanye Stillwater, an den Lonmin 2019 für 226 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Das Unternehmen hat die schlechteste Gesundheits- und Sicherheitsbilanz im südafrikanischen Bergbausektor. Trotz gegenteiliger Lippenbekenntnisse hat sich Sibanye Stillwater dem tragischen Erbe des Massakers nicht gestellt.
Die KEESA hat sich im Rahmen der internationalen Kampagne Plough Back the Fruits dafür eingesetzt, dass die Hinterbliebenen der ermordeten Bergarbeiter Gerechtigkeit erfahren. Als weltweit bedeutendster Rohstoffhandelsplatz profitieren schweizerische Konzerne von ausbeuterischen Verhältnissen in Minen wie Marikana. Ihre Position im Rohstoffhandel verdankt die Schweiz nicht zuletzt der Zusammenarbeit von Banken (Goldpool) und Rohstoffhändlern wie Marc Rich (Ursprung von Glencore und Trafigura) mit dem Apartheid-Regime. Zudem saß ein Vertreter von Xstrata, einem Unternehmen mit Sitz in Zug, im Verwaltungsrat von Lonmin und war mitverantwortlich dafür, dass das Unternehmen das Gespräch mit den Minenarbeitern verweigerte.
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